Es war eine Mammutsitzung am vergangenen Samstagabend: Vorsitzender Dr. Wolfgang Fortelny beendete seine Zeit als Vorsitzender, der gesamte Vorstand wurde neu gewählt und Kommandant Tobias Tippmann lieferte einen beeindruckenden Bericht ab.
„Es ist ein Tag, der in die Geschichtsbücher der Wehr eingeht“, so 1. Bürgermeister Bernd Sommer bei seinem Grußwort in der Jahresmitgliederversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Waldsassen. Die Verabschiedung von Dr. Wolfgang Fortelny nach 30 Jahren als 1. Vorsitzender war natürlich der bestimmende Tagesordnungspunkt. „Du bist 1994 nicht nur Vorsitzender auf dem Papier geworden, du wolltest auch mitbekommen, was die Feuerwehr macht“, so Kommandant Tobias Tippmann in seiner Laudatio. Bis zu diesem Zeitpunkt waren immer die 1. Bürgermeister der Klosterstadt die Vorsitzenden der Wehr. Fortelny absolvierte damals zahlreiche Lehrgänge, vom Atemschutzgeräteträger bis hin zum Zugführer, und legte alle Leistungsprüfungen ab. Er initiierte, dass Feuerwehren im Landkreis mit Defibrillatoren ausgestattet werden und war von 2000 bis 2013 als Kreisfeuerwehrarzt aktiv. Fortelny war auch Vorreiter bei der Maßnahme, Patienten beispielsweise bei einem zu engen Treppenhaus über die Drehleiter zu retten, um einen patientenschonenden Transport zu gewährleisten. „Das Feuerwehr-Oldtimertreffen beim Sommerfest gäbe es ohne dich auch nicht.“ In Erinnerung sind vielen Mitgliedern auch die geselligen Johannisfeuer auf dem Gelände des Arztes in der Raiffeisenstraße. „Und abgesehen davon warst du natürlich immer ein Unterstützer und Förderer des Vereins, ein Motivator und Überzeuger“, so Tobias Tippmann. Die Versammlung beschloss, Dr. Wolfgang Fortelny zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen. „So manch ein Bürgermeister musste sich von dir immer wieder kleine Sticheleien gefallen lassen“, so 1. Bürgermeister Bernd Sommer. „Aber es war auch immer eine gute Zusammenarbeit. Man kann es sich fast nicht ohne dich vorstellen.“ Er dankte zudem der Feuerwehr für ihren Dienst und hob das gute Miteinander mit den Ortsteilwehren hervor. Auch sei die Feuerwehr im gesellschaftlichen und kirchlichen Bereich in Waldsassen nicht wegzudenken. Dass Dr. Wolfgang Fortelny ein Vorbild sei, so Sommer, zeige auch die Neuwahl. Mit überwältigender Mehrheit wählten die Mitglieder dessen Sohn, Michael Fortelny, zum neuen Vorsitzendenden. Die beiden bisherigen Stellvertreter René Friedrich und Sebastian Koch wurden in ihren Ämtern bestätigt, so auch Kassenwart Roman Kirschbaum, die Kassenprüfer Thomas Mittereder, Markus Waller und Bianca Übelacker, Schriftführer Johannes Fortelny und Zeugwart Michael Dietl. Zu Vertrauensleuten gewählt wurden Stefanie Bruckner, Tobias Meier und Georg Mayer. Der neu gewählte Vorsitzende Michael Fortelny blickte in einer beeindruckenden Ansprache zurück auf seine Anfänge in der Wehr. „Ich bin früh mit dem Feuerwehrvirus infiziert worden, habe den Bau des Feuerwehrhauses als Kind erlebt.“ Als er anfing waren dessen Bau und eine Drehleiter mit Korb noch Träume der Verantwortlichen. „Es endet jetzt eine Ära, du hinterlässt große Spuren“, richtete er die Worte an seinen Vorgänger und Vater. „Wir haben aber die gleiche Schuhgröße, nur dass ich von Berufs wegen mehr die weißen Gummistiefel und du die weißen Pantoffel trägst.“ Doch neben den großen Fußstapfen gebe es auch viele andere Fußspuren, womit Fortelny die gesamte Wehr in die Verantwortung nahm. „Es helfen viele mit, lasst uns also gemeinsam eine neue Ära prägen.“
Neben diesen beeindruckenden Momenten stand auch die normale Tagesordnung auf dem Plan: Kommandant Tobias Tippmann blickte in seinem Bericht auf das vergangene Jahr zurück. Dieses war mit 106 Einsätzen nicht so einsatzreich wie das Jahr davor, hatte aber dennoch einiges in Petto: Der Brand einer Biogasanlage in Wernersreuth, 21 Einsätze allein im Juli, davon der Großteil wegen Flächen- und Vegetationsbränden. „Dabei hat sich auch die neue Technik mit dem 2022 angeschafften Tanklöschfahrzeug bewährt. Achtmal wurden Personen über die Drehleiter als Amtshilfe für den Rettungsdienst gerettet. Türöffnungen, Tragehilfe für den Rettungsdienst und Fahrbahnreinigungen gehörten ebenfalls zum Alltagsgeschäft. Der Kommandant betonte, dass die Ausrückestärke tagsüber von Montag bis Freitag mittlerweile auf einem guten Niveau sei. „Wir bekommen genügend Leute zusammen, da sowohl die Stadt als auch örtliche Firmen und Behörden ihre Leute zum Einsatz weglassen.“ Um die Einsätze absolvieren zu können, bedürfe es auch vieler Übungen. Hier standen im vergangenen Jahr vor allem die Grundausbildung für neue Feuerwehrler an, zudem bildeten sich 15 Aktive im Bereich Sanitätsdienst fort. Dass diese Ausbildung immer öfter gebraucht wird, habe sich ebenfalls im vergangenen Jahr gezeigt. Gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr in Eger gab es einige Übungen, auch für Waldbrände wurde trainiert. Das Thema Tierrettung stand mit einer Schulung durch Tierarzt Michael Fortelny sowie einer Übung beim Reitverein auf dem Plan. 16 Aktive absolvierten die Leistungsprüfung „Technische Hilfeleistung“. Neben Übungen und Einsätzen verwies Tippmann in seinem Bericht auch auf Aktionen wie Brandschutzunterweisungen für örtliche Firmen und die Brandschutzerziehung in den Kindergärten und der Grundschule. „Daraus resultiert auch immer Nachwuchs für die Jugendfeuerwehr.“ Seit Anfang des Jahres hätten Aktive zudem die Möglichkeit, in einem eigens eingerichteten Fitnessraum im Feuerwehrhaus zu trainieren. Für die meisten Übungsbesuche erhielt Florian Müller ein Löschspray. Tippmann bedankte sich bei den zahlreichen Verantwortlichen in der Wehr sowie bei den Kreisdienstgraden Wolfgang Fischer und Klaus Schicker für die gute Zusammenarbeit. Besonders herausgehoben wurde im Lauf des Abends auch die Jugendarbeit der Wehr. Jugendwart Felix Kubitschek berichtete von 31 Mitgliedern und 63 Gruppenstunden in Jugend- und Schülergruppe. Für das kommende Jahr sei ein Tag mit der Jugendfeuerwehr des Patenvereins aus Nabburg sowie eine 24-Stunden-Schicht gemeinsam mit dem Jugendrotkreuz geplant.
Dr. Wolfgang Fortelny resümierte in seiner Ansprache einige Vereinsveranstaltungen im vergangenen Jahr. Man besuchte zahlreiche Feste anderer Feuerwehren, wirkte beim Bürgerfest und Ferienprogramm mit und feierte 150 Jahre Patenschaft mit der Feuerwehr Nabburg. Zudem fand die Einweihung des neuen Tanklöschfahrzeuges statt. Abschließend blickte er auf seine Zeit als Vorsitzender zurück: „Es war die schönste Nebenbeschäftigung, die ich hatte, es war eine sehr schöne Zeit.“ Damals habe sein Vater zu ihm gesagt: „Willst du es wirklich machen?“ Doch er habe diese Entscheidung nie bereut. „Ich verlasse kein sinkendes Schiff, sondern einen Luxuskreuzer. Wir haben ein super Feuerwehrhaus, eine tolle Truppe und eines der schönsten Feuerwehrfeste.“ Um die Feuerwehr mache er sich für die Zukunft keine Sorgen, im Gegensatz zu anderen Sachen: „Neben dem Krieg in der Ukraine bereitet mir vor allem die gesundheitliche Versorgung mit dem Wegfall der Akutversorgung im Krankenhaus Tirschenreuth Sorge.“ Man stelle sich nur mal vor, die Feuerwehr aus Waldsassen müsste zum löschen nach Tirschenreuth oder gar nach Weiden fahren und sei dort dann lange gebunden. „Für die Feuerwehr kann man sich das gar nicht vorstellen, im Rettungsdienst ist das aber Alltag. Und das wird dann in Zukunft noch schlimmer.“
Aus dem aktiven Dienst verabschiedet wurde Gerhard Laab. Er war 46 Jahre lang aktiv, zunächst in Kondrau, dann in Waldsassen. Zahlreiche Lehrgänge wurden von ihm durchlaufen. Bekannt war er vor allem als zuverlässiger Maschinist. Auch unterstützte er die Wehrführung bei der Datenerfassung von Einsätzen und Veranstaltungen. „Da hätten wir die Bitte, dass du das noch weiter machst“, so die Verantwortlichen. Zudem war Gerhard Laab immer ein zuverlässiger Helfer bei allen Veranstaltungen.